Projektmanagement-Methode in Klassisch, Agil oder Hybrid?

Projektmanagement-Methode in Klassisch, Agil oder Hybrid?

Zusammenfassung

Die großen Projektmanagement-Methoden haben bis heute ihre Berechtigung. Nicht jede Methode passt zu jedem Projekt oder zu einem Projektteam. Die drei Projektmanagement-Methoden werden hier noch kurz umrissen und allgemeine Trends dargestellt.


Projektmanagement-Methode in Klassisch, Agil oder Hybrid?


Wenn ich zu einem Projekt komme, wo die Projektmitarbeiter nicht sehr erfahren sind, was den Umgang mit Projekten angeht, und ich frage, ob sie gern klassisch, agil oder hybrid arbeiten möchten, schaue ich in fragende Gesichter oder mir wird gesagt „Bloß nicht agil!“ oder „Auf keinen Fall die endlosen Wasserfall-Projektpläne.“, oder ähnliches. Durch Fragen und Beobachten des Projektteams bzw. anderer äußerer Faktoren kommt die Antwort nicht selten von allein.

Aber ich verstehe die Unsicherheiten bei der Wahl der richtigen Methode. Schwierig wird es nur, wenn die Methode von irgendwoher vorgegeben wird, sie aber nicht zum Projektteam passt. Dabei ist die Frage wichtig: Welche Methode passt am besten zu meinem Projekt? Wir werfen einen Blick auf die drei Hauptmethoden und wie sie in der Praxis häufig verwendet werden.


Das klassische Projektmanagement: Phasen und Plan


Das klassische Projektmanagement, oft auch als traditionelles oder Wasserfall-Modell bezeichnet, basiert auf einer strengen, linearen Abfolge von Phasen. Wie bei einem Wasserfall, der von oben nach unten fließt, müssen die einzelnen Projektschritte nacheinander abgeschlossen werden. Die wichtigsten Merkmale sind:


  • Detaillierte Planung. Am Anfang steht eine umfassende Planung, in der alle Ziele, Meilensteine, Ressourcen und Budgets genau definiert werden.
  • Klare Rollenverteilung. Jedes Teammitglied hat eine feste Rolle und klar definierte Aufgaben.
  • Strikte Dokumentation. Alle Prozesse und Entscheidungen werden gründlich dokumentiert.
  • Geringe Flexibilität. Änderungen im Projektverlauf sind oft aufwändig und kostspielig, da sie den gesamten Plan durcheinanderbringen können.


Sie eignet sich besonders gut für Projekte mit klar definierten Anforderungen und einem stabilen Umfeld, bei denen kaum unerwartete Änderungen zu erwarten sind. Ein typisches Beispiel sind Bauprojekte, bei denen die einzelnen Phasen (Grundstückserwerb, Fundament, Rohbau, Innenausbau) logisch aufeinander aufbauen.

Eine Studie des Project Management Institute (PMI) aus dem Jahr 2020 zeigt, dass trotz des Aufstiegs agiler Methoden das klassische Vorgehen nach wie vor in vielen Branchen wie dem Baugewerbe und der Fertigung die bevorzugte Methode bleibt.


Das agile Projektmanagement: Flexibilität und Zusammenarbeit


Im Gegensatz zum starren Wasserfall-Modell steht das agile Projektmanagement für Flexibilität und schnelle Anpassungsfähigkeit. Die agile Bewegung entstand in den frühen 2000er Jahren, als das Agile Manifest veröffentlicht wurde. Es stellt die Zusammenarbeit, die Reaktion auf Veränderungen und funktionierende Software (oder Produkte) in den Vordergrund. Die zentralen Merkmale sind:


  • Iterative Entwicklung. Das Projekt wird in kleine, überschaubare Abschnitte – sogenannte Iterationen oder Sprints – unterteilt.
  • Kundenzentrierung. Der Kunde wird aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden, um Feedback zu geben und sicherzustellen, dass das Endprodukt seinen Bedürfnissen entspricht.
  • Selbstorganisierende Teams. Die Teams organisieren sich oft selbst und entscheiden gemeinsam, wie sie die anstehenden Aufgaben am besten lösen können.
  • Anpassungsfähigkeit. Änderungen sind nicht nur erlaubt, sondern werden als Chance zur Verbesserung gesehen.


Die bekanntesten agilen Methoden sind Scrum und Kanban. Scrum verwendet kurze Sprints, um in regelmäßigen Abständen funktionierende Produktinkremente zu liefern. Kanban hingegen visualisiert den Arbeitsfluss auf einem Board und hilft, Engpässe zu identifizieren und zu beseitigen. Agile Methoden eignen sich ideal für Projekte in dynamischen Umgebungen, wie der Softwareentwicklung oder der Produktentwicklung, wo sich Anforderungen schnell ändern können.

Laut dem "15th State of Agile Report" von Digital.ai gaben 2021 über 80% der befragten Unternehmen an, agile Methoden zu nutzen, wobei Scrum die am weitesten verbreitete Methode ist.


Das hybride Projektmanagement: Das Beste aus beiden Welten


Viele Unternehmen stellen fest, dass weder die starre klassische noch die rein agile Methode perfekt für ihre Projekte ist. Die Lösung liegt oft in einem hybriden Ansatz. Dieser kombiniert Elemente des klassischen und agilen Projektmanagements, um die Vorteile beider Welten zu nutzen.


Ein hybrides Modell könnte so aussehen (Beispiel):


  1. Klassische Planungsphase. Zu Beginn des Projekts wird eine detaillierte, klassische Planung durchgeführt, um den groben Rahmen, die Meilensteine und das Budget festzulegen.
  2. Agile Ausführung. Die eigentliche Entwicklungs- oder Umsetzungsphase erfolgt dann agil, in kurzen Sprints. So können Änderungen schnell umgesetzt und Kundenfeedback integriert werden, ohne den übergeordneten Zeitplan zu gefährden.


Dieser Ansatz ist besonders nützlich bei Projekten, die eine gewisse Vorhersehbarkeit benötigen (z.B. wegen hoher Regulierung oder externer Abhängigkeiten), aber gleichzeitig auch eine hohe Anpassungsfähigkeit erfordern. Ein Beispiel wäre die Entwicklung einer neuen Hardware, bei der die Produktionsplanung klassisch erfolgt, die Softwareentwicklung für die Hardware aber agil umgesetzt wird.

Eine Umfrage von Gartner aus dem Jahr 2022 ergab, dass mehr als 70% der Unternehmen bereits hybride Ansätze in ihrem Projektmanagement nutzen oder planen, dies in den nächsten Jahren zu tun, was die wachsende Relevanz dieser Methode unterstreicht.


Trends in der Nutzung der verschiedenen Projektmanagementmethoden


Es gibt Studien und Umfragen von Organisationen wie dem Project Management Institute (PMI) und der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, die Aufschluss über die Trends geben. Die Kernaussage ist, dass sich die Landschaft des Projektmanagements stark wandelt:


  • Agile Methoden sind auf dem Vormarsch. Studien wie der "State of Agile Report" zeigen, dass agile Ansätze wie Scrum und Kanban in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen haben, insbesondere in der IT- und Softwareentwicklung. Über 80 % der Unternehmen geben an, agile Methoden zu nutzen, oft in Kombination mit anderen Ansätzen.
  • Hybride Ansätze gewinnen die Oberhand. Die strikte Trennung zwischen "klassisch" und "agil" ist in vielen Organisationen nicht mehr realistisch. Die meisten Projekte nutzen eine Mischform. Aus den verfügbaren Studien lässt sich ableiten, dass hybride Methoden, die am schnellsten wachsende Kategorie sind. Unternehmen erkennen, dass sie die Stärken beider Welten kombinieren müssen, um in dynamischen Umfeldern erfolgreich zu sein. Eine Umfrage von Gartner aus dem Jahr 2022 bestätigte beispielsweise, dass über 70 % der Unternehmen bereits hybride Ansätze nutzen oder dies planen.
  • Klassisches Projektmanagement bleibt relevant. Obwohl der Anteil reiner Wasserfall-Projekte schwindet, bleibt der klassische Ansatz in bestimmten Branchen unverzichtbar. Vor allem in Sektoren wie dem Baugewerbe, der Infrastruktur und der Fertigung, wo die Anforderungen zu Beginn klar definiert sind und Änderungen großen Mehraufwand bedeuten, wird weiterhin auf klassische Methoden gesetzt. Das klassische Projektmanagement bildet oft auch die Grundlage für die übergeordnete Planung in hybriden Projekten.


Quintessenz


Die Wahl der richtigen Projektmanagement-Methode hängt stark von den individuellen Projektanforderungen, dem Team und dem organisatorischen Umfeld ab. Das klassische Modell bietet Struktur und Vorhersehbarkeit, das agile Modell steht für Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Der hybride Ansatz stellt eine leistungsstarke Brücke zwischen diesen beiden Welten dar und ermöglicht es, die Stärken beider Methoden zu vereinen. Aber der Trend geht klar von einer dominierenden Methode hin zu einem Methoden-Mix. Egal für welche Methode Sie sich entscheiden: Das Verständnis der jeweiligen Prinzipien ist der erste Schritt zu einem erfolgreichen Projektmanagement.


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